Reimgedichte

 

Ausgewählte Gedichte
finden Sie hier als Paperback:

 

F. Christoph Schiermeyer Gedichte

 

 

UNGEREIMTES IN VERSEN

 

Das Ende

 

Ein Ende kam an seinen Schluss 
und sprach: "Da ich bald sterben muss,

 

erfülle mir - ich bin so krank - 
den letzten Wunsch! Und vielen Dank!"

 

So schrieb ich es, das war der Sinn 
der Bitte wohl, hin als Beginn.

 

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Das Aquarium

 

"Auch der Mensch ist nur ein Tier", 
sprach zufrieden einst ein Zier-

 

fisch, der durch die Wand aus Glas 
einen Blick riskierte, was

 

dadurch wurde ihm gelohnt, 
dass er den sah, der da wohnt:

 

Einen Menschen, wie er blickt 
stumm und fremd und freundlich nickt.

 

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Sommertagstraum

 

Es träumte mir, ich lag im Klee 
zur Sommerszeit an einem See. 

 

Und über mir sah ich im Fliegen 
mich selbst am See im Kleegras liegen.

 

Ich sah mich unten, sah mich oben, 
ich war gleich doppelt mir enthoben

 

- und das heißt allemal im Leben, 
zugleich auch doppelt mir gegeben -

 

und so, entgegen allen Scheins, 
aufs Wunderbarste mit mir eins.

 

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Selbstfindung

 

Auf einem Baum, in lichter Höh, 
sitzt stumm vor Scham die Diarrhö.

 

Sie hat zu viel vom Obst genommen 
und daraufhin sich selbst bekommen.

 

Jetzt reißt vom Baum sie Blatt um Blatt 
und ärgert sich, dass sie sich hat.

 

Moral: Muss man sich selber finden, 
freut nur ein Ort, dort zu verschwinden.

 

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Die Nase

 

Die Nasenwurzel spricht:

 

"Fest sitzt die Nase im Gesicht 
dank meiner Kraft und Stärke - 
und sie bewegt sich nicht!"

 

Da fängt die Nase an zu laufen 
aus einem Nasenloch. 
Und also spricht das Nasenbein:

 

"Und sie bewegt sich doch!"

 

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Das Urtier

 

Es gibt ein Tier, das gar nichts lernt: 
Vom Urzustand noch kaum entfernt,

 

bewegt es ständig sich im Kreis, 
weil es von anderem nichts weiß...

 

Ach Mensch, du meinst, du wüsstest mehr, 
weil dich dein Weg führt kreuz und quer.

 

Und hast doch Glück, wenn dir als Greis 
dein Lebensweg sich schließt zum Kreis.

 

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Der große Preis 

 

Ein Schwertransporter von x Tonnen 
hatte einen Preis gewonnen:

 

Vierzehn Tage Singapur 
für zwei Schwertransporter. Nur

 

war er leider Junggeselle. 
Darum gab man ihm anstelle

 

dieser Reise eine Uhr - 
Die kam frisch aus Singapur.

 

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Hausmusik

 

Unter Opas Pendeluhr 
kommt am Sonntag es zum Schwur:

 

Vater nähert sich den Tasten, 
Mutter holt den Geigenkasten.

 

Dass man nachher Kunst vernimmt, 
wird sich vorher abgestimmt:

 

Er will Brahms interpretieren, 
sie mit Mendelssohn brillieren.

 

Drauf spielt er aus Schumanns Szenen 
"Fremder Mann" - zu ihren Tränen,

 

die nicht hindern, was sie ehrt, 
dass sie sich mit Mozart wehrt...

 

Und so gibt es, unterm Pendel, 
wie noch jeden Sonntag: Händel.

 

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Das Streichholz

 

Im Wasserglas verebbt der Sturm, 
das Huhn verweigert Korn und Wurm.

 

Auf seinem Fels der Pavian 
hockt schweigend stumm samt seinem Clan.

 

Betäubt liegt starr das Krokodil, 
der Pfeil verharrt vor seinem Ziel.

 

An ihrem Stab die Wandermaus 
steht tränenblind und stiert gradaus.

 

Der Baum entledigt Ast für Ast 
sich seiner Blätter: "Welche Last ---!"

 

"Und welches Unglück!" fügt hinzu 
das Loch in einem Seidenschuh...

 

Als Nachricht lastet auf dem Land: 
"Das Streichholz ist heut’ abgebrannt!"

 

Die Kuh verhüllt ihr Haupt im Tal 
und resümiert: "Es war einmal!"

 

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Der Fluss

 

Es fließt der Fluss ins tiefe Meer 
und hinter ihm fließt wieder er.

 

Er folgt sich selbst bei jedem Schritt 
und auch dahinter fasst er Tritt.

 

Was vorne sich ins Meer ergießt, 
gleich wieder aus der Quelle fließt,

 

um sich zwar immerfort zu gleichen, 
jedoch - selbst kurz - nie zu erreichen...

 

Drum träume, Mensch, dich nicht als Fluss: 
Du träumtest dich als Sisyphus

 

und wärst bei deiner Wiederkehr 
derselbe, der du warst vorher.

 

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Der Ganges

 

In Indien war ein Fakir.

 

Der suchte dort, seinem Klavier 
ein deutsches Herbstlied abzuringen.

 

Das wollte ihm nicht recht gelingen 
(aufgrund des ungewohnten Klanges).

 

Es wurde Herbst - 
da plötzlich Ganges!

 

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Der Liebesbrief

 

"Ein Gartenschlauch 
hat keinen Bauch!" ---

 

Diese schlichte Zeile 
verehrte einst ein Gartenschlauch 
einer Nagelfeile.

 

Jene, nach nur kurzer Scham 
und längerem Gefeile 
- wobei ein Wort abhanden kam -, 
schrieb zart zurück:

 

"Ich auch!"

 

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Der Eisberg

 

An einen Eisberg, 
mächtig und alt,
hat sich in schneereicher Februarnacht 
eine Eisbergin rangemacht -

 

Er blieb kalt.

 

Da hat sie ihm 
- ihr Verlangen war heiß - 
drunten im eiskalten Wasser gezeigt, 
was sie dort alles angebaut:

 

Nichts als Eis!! -

 

Da ist er getaut.

 

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Die Seine

 

Durch einen Wirbelsturm getrennt 
wurde ein Paar Beine.

 

Er (das rechte), sie (das linke) 
waren ganz alleine.

 

Das rechte suchte sie am Po, 
das linke ihn am Rheine.

 

Schließlich fand er in Paris 
ein linkes Bein - die Seine.

 

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Das verschaukelte Schaukelpferd

 

Ein Schaukelpferd, weil falsch geritten, 
teilt seinem Reiter bündig mit: 
"So geht das nicht!" und fällt in Schritt... 
Doch der hat alles abgestritten 
und seinem Reittier vorgegaukelt:

 

"Ich ritt mit dir durch einen Wald, 
der wuchs heraus aus dem Asphalt, 
und Schlagloch grenzte dort an Löcher, 
so groß wie --- und noch größer nöcher!! 
Du weißt es doch, du warst dabei!" -

 

Dem Pferdchen ist es einerlei. 
Es fühlt sich nach wie vor: verschaukelt.

 

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Die Unentdeckten

 

In einem unentdeckten Land 
(weil kein Entdecker es dort fand) 
beschloss man, um entdeckt zu sterben 
dereinst (mit Hinblick auf die Erben) 
(das ganze Land war ja aus Sand), 
sich um Entdeckung zu bewerben.

 

Die Frage war nur, wo und wie
(entdeckt worden war man ja nie), 
der Modus des Entdeckens war 
infolgedessen nicht ganz klar 
(Genügte es, wenn man laut schrie: 
"Entdeckung!"? Gab´s ein Formular?).

 

Bei der Beratung dieser Frage 
(sie dauerte zehn volle Tage) 
hat ein Entdecker (gut versteckt) 
(weil ringsherum mit Sand bedeckt) 
die Unentdeckten (nach der Sage) 
vermittels eines Blicks entdeckt.

 

Mit seinem Zeh hat er geschrieben 
flugs in den Sand: "Es sind Stück sieben! 
(Ich liege hier tief hingeduckt 
und warte ab, bis einer guckt!)" -- 
Und dabei ist es dann geblieben. 
(Und also steht nicht mehr gedruckt.)

 

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Der fromme Elefant

 

Ein ursteinalter Elefant, 
als Heide ringsherum bekannt,

 

sprach einst zu einem frommen Floh, 
der ihn bekehren wollte, so

 

(zwei Schleiereulen im Talar 
begleiteten den Missionar):

 

"Ich kann gewiss nicht richtig beten, 
dafür jedoch sehr schön trompeten.

 

Und meine Beine - nun, ihr Eulen! - 
erinnern an vier Kirchensäulen.

 

Aus Elfenbein sind meine Zähne,
 was ich nur deswegen erwähne,

 

weil alles an mir, seid gewiss, 
den Schöpfer lobt - selbst mein Gebiss!

 

Mit einem Wort, als Resümee: 
Ein Elefant ist fromm per se!" ---

 

Der Floh, sehr fromm und mit Verstand,
sprach "Amen, Bruder!" und verschwand.

 

Die beiden Eulen im Talar 
bekehrten bald ein Dromedar.

 

Der Elefant jedoch - er galt 
seitdem nur noch als ursteinalt.

 

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Der Pfingstochse

 

Ein Pfingstochse incognito 
macht Urlaub in Neu-Mexico.

 

Doch was er vorher nicht bedacht: 
Dort ist grad - "Schnauze!" - Stille Nacht.

 

Und weil den Gauchos er gefällt, 
wird er dem Esel beigestellt

 

als Krippentier zu dem Behuf, 
fromm dazustehn wie Gott ihn schuf...

 

Vorbei der Urlaub! Nichts mit Baden! 
Schon wieder drin in allen Gnaden! ---

 

"Wer hat mich bloß", denkt er "erkannt?!" 
Das Kindlein lächelt, hebt die Hand.

 

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Ochs und Esel

 

Es weihnachtet! - In jedem Stall 
bekehren sich die Ochsen 
und stehen wie die Kinderlein 
verlegen in den Boxen.

 

Sei du der Esel, der du bist, 
und stell dich fromm daneben! 
So wird dir noch vor Jahresfrist 
- bist du vielleicht auch gar kein Christ -, 
manch Eselei vergeben.

 

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Der gotische Kaugummi

 

Unter einem spitzen Bogen 
klebt ein Kaugummi, gezogen

 

in die Länge, in die Breite 
(kreuzförmig, weil er sich weihte).

 

Doch obwohl er sich bekehrte, 
blieben äußerlich die Werte,

 

ja - er ist ein Apostat!! 
Alles, was ihn treibt (Zitat):

 

"Glaubt mir, Brüder, unterm Wohntisch 
fühlte ich nicht halb so gotisch!" ---

 

Pfui! denkt da nicht nur der Fromme, 
spricht sein Mund auch "Dein Reich komme",

 

denn selbst ER hat kein Verständnis 
für solch ehrliches Bekenntnis.

 

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Der hingedachte Elefant

 

Ein Elefant geht durch den Wald 
als hingedachte Traumgestalt.

 

Geführt allein durch dieses Wort 
erreicht er einen kleinen Ort.

 

Erst geht er links, dann gradeaus - 
Jetzt steht er GROSS vor deinem Haus.

 

Ein Weilchen nur! - In dieser Nacht 
von mir für dich dort hingedacht.

 

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Die Radtour

 

Auf meiner Fahrt 
mit dem Rad durch das Land 
sah ich manches. Allerhand 
kam mir seltsam, befremdlich vor. 
(Und auch bekannt.)

 

Ich sah: Man hört überall auf dem Ohr, 
in das gesprochen wird, rein nichts... 
Wegen der Wärme, wegen des Lichts 
fuhr ich nach Süden.

 

Ich sah, wie verschieden 
die Menschen in jedem Landstrich
sich gleichen.

 

Ich sah ein Kind, 
das wollte nicht weichen 
lange Zeit von meiner Hand.

 

(Das hat mich erkannt.)

 

Unweit von Würzburg 
sah ich den Hasen, 
der dort gekonnt im Handstand steht.

 

Der ist ein Jongleur 
mit Blumenvasen 
(und abends Charmeur) ---

 

Wie's dem heut wohl geht?

 

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Vorm Zelt

 

Der Mond steht ganz genau auf halb. 
Ich sitz vor meinem Zelte 
und bellte gern zu ihm hinauf 
vor Andacht und vor Kälte.

 

Mir ist so hundeelend wohl 
in meinem Strickpullunder. 
Lass Ärmel wachsen, lieber Gott, 
ich mach daraus kein Wunder! --

 

So manches ist so gar nicht rund 
und niemand zu beneiden. 
Es bellt der Hund - du hältst den Mund 
und lernst, dich zu bescheiden.

 

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Ohne Angst

 

Es gibt fast nichts, was wirklich zählt, 
lass dich von nichts beschweren. 
Was dir zu deinem Glücke fehlt - 
Du kannst es auch entbehren.

 

Du bist nicht da zum Glücklichsein, 
gewiss auch nicht zum Leiden. 
Du musst dein Leben lang verzeihn 
(und darfst dein Glück nicht meiden).

 

Sei ohne Angst und voller Ruh, 
betrachte auf der Weide 
- so du das Glück hast - eine Kuh 
und denk, Gott liebt euch beide!

 

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Über die Heiterkeit

 

Ich möchte so manches noch sagen. 
Und noch mehr geraderücken –

 

Mir ist an manchen Tagen, 
als könne mir beides glücken.

 

Dann fange ich an zu erzählen -- 
und stocke -- und weiß nicht mehr weiter…

 

Die Worte, die dann mir so fehlen, 
die stimmen mich hinterher heiter.

 

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Unter Bäumen

 

Jeder Baum ist ganz allein - 
unter Bäumen.

 

Jeder Baum muss ganz allein 
stehn und träumen.

 

Jeder Baum wird, wie er war, 
enden:

 

einzeln - nicht als Paar.

 

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Ahnung

 

Ich seh sie schon wieder
treiben, die Blätter

 

Ich seh sie schon wieder 
fallen, die Nacht

 

Ein Wort, kaum bedacht 
ein Blick, allzu sacht

 

wird bringen das Gewitter

 

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Hessischer Nebel

 

"Durch den Nebel wandern 
immer nur die andern",

 

denkt der Nebel traurig 
und verwandelt schaurig

 

- nebulös zu wandern - 
sich in einen andern.

 

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Der Bleistift

 

Ein Bleistift flog ins All 
mit einem Blatt Papier.

 

Darauf im freien Fall 
schrieb er die Zeilen nieder:

 

 

Dieses himmlische Papier

siehst du hier!

 




BAADER, SCHMOCK & IMMELMANN

 

Eine Vorstellung

 

Es stellte sich mir irgendwann 
ein Mann vor namens Immelmann.

 

Der war von sehr weit hergekommen, 
allein und nur zu meinem Frommen.

 

Ich lud ihn ein ins Café Schrader, 
dort nannte er sich plötzlich Baader.

 

Und nach Gebäck und einem Grog 
empfahl er sich mir noch als Schmock...

 

Dann war er fort, auf der Chaussee, 
und ich betrat, noch im Café,

 

die wundersam verquere Welt 
der Drei, die sich mir vorgestellt.

 

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Das Ding

 

Im Café Schrader steht ein Ding, 
das macht, mit Geld gefüttert: "Kling!"

 

Man ahnt es schon: Ständ’ dort ein Dong, 
ertönte es wahrscheinlich "Klong!" 

 

Denn jedes Ding hat Gott sei Dank 
sein unverwechselbares "Klang!"

 

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Die Tür

 

Im Café Schrader gibt es auch, 
zum freigestellten Nutzgebrauch,

 

willst du dich solcherart beglücken 
(ein Schildchen weist dich an: "Hier drücken"),

 

dort gibt es also, wie gesagt, 
sofern dir ihr Gebrauch behagt

 

(als anderer trittst du herfür, 
hindurchgegangen): eine Tür.

 

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Die neue Hose

 

Schmock erwirbt in einem Kaufhaus 
eine Hose von der Stange. 
Und als Dreingabe erhält er 
- unverbindlich! - eine Zange.

 

Zu der Zange gibt es dieses: 
drei Paar gelbe Kindersocken, 
außerdem ein Kilo Fallobst 
und zwei Wickler für die Locken...

 

Schmock, den selten etwas wundert, 
steht, von so viel Glück benommen, 
regungslos in jener Hose, 
deretwegen er gekommen.

 

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Der Jägerzaun

 

Baader liest in einer Zeitung 
ein Rezept zur Zubereitung 
von - man höre dies und staune! - 
einem Meter Jägerzaune.

 

Von Begeisterung gepackt, 
lädt er, als der Zaun zerhackt 
und bereitet samt dem Pfahle, 
Schmock und Immelmann zum Mahle.

 

Jägerzaun und Jägersoße, 
aufgetischt zu einem Kloße, 
munden bestens im Verein 
mit des Jägermanns Latein…

 

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Baader geht spazieren

 

1

 

Baader steht im Regen... 
Dabei ging er vor das Haus, 
um sich zu bewegen, 
weil die Sonne so schön schien!

 

Jetzt scheint es ihm, 
dass sie nur schien.

 

2

 

Schmock erfindet einen Gegen- 
stand, der, wenn man ihn benutzt, 
steht man ohne Schirm im Regen 
(und die Schuhe sind beschmutzt).

 

Baader birst beinah vor Glück, 
als vermacht wird ihm das Stück, 
und benutzt es - siehe auch 
oben - für den Hausgebrauch.

 

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Der Zwerg

 

Baader trifft auf einen Zwerg 
beim Klettern auf den nächsten Berg

 

(Der nächste Berg ist für dich nah, 
doch fern dem Zwerg, drum wohnt er da…).

 

Der Zwerg spricht unerschrocken: "Hier 
bin ich zu Haus, das merke dir!"

 

Baader hat, wie er berichtet, 
auf den Aufstieg gleich verzichtet

 

(und gewann beim Zwerg durch diese 
Tat durchaus an Wert als Riese).

 

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Der rücksichtsvolle Schmock

 

Schmock bereist gern fremde Länder. 
Bis an deren fernste Ränder

 

dringt er, einen Blick zu tun, 
was dahinter wohl mag ruhn.

 

Doch nicht alles will besehen 
werden! - Schmock kann das verstehen,

 

und so macht er, was er sah, 
nicht bekannt und lässt es da...

 

Dass du noch in deinem Krale 
ungestört bei deinem Mahle

 

sitzen kannst, das danke nur 
seiner freundlichen Natur!

 

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Der poetische Immelmann

 

Immelmann, mehr theoretisch 
eingestellt, reist alphabetisch:

 

Von Amerika (wie A) 
über K (wie Kanada)

 

reist er, wohlig warm im Bett 
ausgestreckt, bis hin nach Z.

 

Diese Letter steht für Zypern 
und reimt sich dadurch auf Ypern,

 

welches durch das Ypsilon 
weiterführt nach Babylon...

 

Immelmann reist alphabetisch 
und im Ganzen - mehr poetisch.

 

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Freigeisterkultur

 

Dass sich ihm ein Traum erfüllt, 
reist er einmal auch nach Sylt.

 

Denn er hofft, dort findet er 
ringsum, was er liebt: das Meer!

 

Doch wann immer er drauf schaut, 
sieht er nichts als nackte Haut

 

(oder eine Badehose 
kurz vor der Metamorphose).

 

Immelmann, selbst reiner Geist, 
wie sich nachstehend erweist,

 

lobt seitdem erst die Natur, 
ist sie Mensch, hat sie Kultur.

 

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Der gelehrte Besen

 

An Schmock gerichtet spricht ein Besen: 
"Ich kann schreiben und auch lesen.

 

Außerdem beherrsche ich 
dreizehn Sprachen meisterlich

 

(Nicht zu reden vom Diplome 
über siebzehn Idiome)!"

 

Schmock, auch er nicht ungelehrt, 
sagt "Voilà!" und "Bon!" und kehrt.

 

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Die neue Sprache

 

Immelmann, der Sprache mächtig,
die in Zukunft wird gesprochen, 
unterhält mit Schmock sich prächtig 
(weil von niemand unterbrochen).

 

Alles, was die Zwei austauschen 
mit den zukünftigen Wörtern, 
klingt wie Atmosphärenrauschen, 
gleichgültig, was sie erörtern.

 

Denn was ihre Lippen formen, 
unterliegt stets neuen Normen 
und ist, kaum mit Sinn begossen, 
ausgesprochen schon verflossen...

 

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Die Sendung

 

Baader findet einen Ton 
(beim Singen in ein Mikrophon), 
der bis dato unbekannt. 
Er schickt den Ton, auf einem Band

 

konserviert und auf der Stelle 
der Redaktion der Deutschen Welle 
(dass man ihn baldmöglichst sende 
und so Verwendung für ihn fände).

 

Nach zwei Tagen hört er schon 
den beiläufig entdeckten Ton 
widerklingen im Briefkasten 
("Die Sendung geht zu Ihren Lasten!").

 

Baader ist, als er vernimmt 
diesen Ton, zutiefst verstimmt. 
Doch, womit sein Groll gleich endet: 
Immerhin - er war gesendet!

 

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Pro arte

 

1

 

Baader fährt nach Genua, 
von München über Hamburgs Hafen 
(er hat den Anschlusszug verschlafen), 
und spricht, als er sich eingeschifft 
nach Genua: "Was das betrifft: 
Für die Seefahrt und die Kunst 
war mein Umweg nicht umsunst!"

 

2

 

Immelmann erhält Besuch 
von einem "Kunst-Strukturen"-Buch.

 

Seinen Horizont zu weiten, 
wendet er wohl tausend Seiten

 

und erklärt galant zum Schluss 
den Besuch zum Kunstgenuss.

 

3

 

Schmock, sehr herzlich zugetan 
allem, was als Kunst auftritt 
(von Hammelmann bis Hindemith), 
bricht hier einem Künstler Bahn:

 

Denn eines Tages, irgendwann 
(Schmock ist grau und längst vergessen) 
sind die Leute wie versessen 
auf einen Künstler: Hammelmann!

 

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Das Lustspiel

 

Baader, Schmock und Immelmann 
sehen sich ein Lustspiel an.

 

Das Geschehen stimmt sie heiter, 
bis ein ernster Lustspielleiter

 

vor das Publikum hintritt 
und verkündet: "Ihr spielt mit!"

 

Baader findet das nicht lustig, 
Immelmann dagegen putzig.

 

Schmock, bisweilen leicht in Rage, 
tritt gleich auf und ruft: "Die Gage?!"

 

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Schmocks Erfindungen

 

Schmock erfindet ein Gerät 
für mehr Objektivität.

 

Jenes teilt selbst Schall und Rauch 
haarklein in Sowohl - Als auch.

 

Schmock, der einerseits begeistert, 
sieht sich andrerseits gemeistert.

 

Und erfindet ein Gerät 
für mehr Subjektivität.

 

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Der brave Immelmann

 

Immelmann, auf dass er werde, 
was er ist auf dieser Erde, 
richtet gegen nichts Beschwerde:

 

Ob du ihn in Tinte tauchst, 
seine Lieblingspfeife schmauchst 
(trotzdem du doch gar nicht rauchst!) -

 

Immelmann, in seiner Ehre 
nicht gekränkt, als ob nichts wäre, 
weint darüber keine Zähre...

 

Halte ruhig ihn für ein Schaf, 
nicht mal das raubt ihm den Schlaf, 
denn er denkt dich auch so brav!

 

--------------

 

Immelmann ärgert sich

 

Immelmann, wie soll man sagen, 
platzt auf diese Art der Kragen:

 

Kurz nachdem sein Kamm geschwollen, 
sieht man ihn die Augen rollen.

 

Mit weit aufgeblähten Nüstern 
dämpft den Aufschrei er zum Flüstern

 

- wie ein Tier sieht er dich an -, 
dreimal tonlos: "Immelmann!!"

 

--------------

 

Das metaphorische Erlebnis

 

Baader interessiert sich sehr 
für der Sterne fernes Meer.

 

Schweigend sieht man ihn zum blauen 
Nachthimmel des Abends schauen

 

durch ein meterlanges Rohr... 
Einmal hat ein Meteor,

 

ehe er im Meer versunken, 
ihm durchs Rohr kurz zugewunken! --

 

Dies Erlebnis, meteorisch, 
dünkte ihn höchst metaphorisch:

 

voller Sinn und äußerst dunkel, 
kurz und gut - wie Sterngefunkel.

 

--------------

 

Das Kult-Objekt

 

Ein andres Mal erblickt im Rohr 
der aufmerksame Astronom 
das Spiegelbild vom Kölner Dom 
(komplett mit Türmen und mit Chor!).

 

Ergriffen von dem Kult-Objekt, 
das unerwartet er entdeckt, 
spricht Baader fromm und wie im Schlaf 
als guter Christ: "Kölle Alaaf!"

 

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Typisch Immelmann

 

Immelmann beschließt zu finden, 
was noch keiner vor ihm fand. 
Als er endlich es gefunden, 
nimmt er froh es in die Hand.

 

Schaut es an von allen Seiten, 
trägt es sorgfältig nach Haus, 
in ein Taschentuch gewickelt, 
packt es dort dann wieder aus...

 

Was er letztlich hat gefunden, 
geht wohl niemand etwas an. 
Eins nur ist dazu zu sagen: 
Das war typisch Immelmann!

 

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Immelmanns Wiese

 

(Pratum Immelmanniensis)

 

Immelmann liebt es zu schenken. 
Ohne jeden Anlass gibt 
er von Herzen aus den Händen, 
was er selbst von daher liebt.

 

So verehrt er Baader gleich, 
was er eben erst gefunden, 
und ist, ehe der begreift, 
wie ein guter Geist verschwunden...

 

Baader dankt auf seine Weise 
und entdeckt am Firmament 
eine große grüne Wiese, 
die er nach dem Freund benennt.

 

--------------

 

Das verjährte Problem

 

Beim Durchblättern der Gedichte, 
die ich letztes Jahr geschrieben, 
fiel mir auf, dass Baaders Nichte 
sträflich unerwähnt geblieben.

 

Wie nur konnte das geschehen? 
War es Absicht? Ein Versehen? 
Oder kam es, weil am End’ 
Nichten gar nicht existent!? --

 

Grausam bohrten diese Fragen, 
bis Freund Schmock, dem vorgetragen 
das Problem zur raschen Klärung, 
knapp entschied: "Hier gilt Verjährung!"

 

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Immelmanns Rabe 

 

Unerwähnt blieb auch der Rabe 
Immelmanns. Aus diesem Grund: 
Allzu dumm ist sein Gehabe 
und zu töricht spricht sein Mund.

 

Anders als die andern Raben, 
deren Vortrag man doch schätzt, 
spricht der seine zwar erhaben, 
doch man merkt sehr schnell: Er schwätzt!

 

Immelmann lässt sich verdrießen 
nicht die Freude an dem Tier 
und begleitet es beim Reden 
frei phrasierend am Klavier...

 

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Schmock singt

 

Auch Freund Schmock ist musikalisch 
wie ein junger Gott: Er singt! 
Eine Übung, während derer 
Dur mit Moll vergebens ringt.

 

Schmock singt quasi unparteiisch, 
alles wird ihm Partitur: 
Zeitungsseiten, Lohntabellen 
singt er vorwärts und retour.

 

Ausverkauft ist das Caféhaus, 
wenn er dort zum Vortrag bringt 
die Getränkekarte oder 
das Plakat entrollt: SCHMOCK SINGT!

 

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Der Pflaumenmusbaum

 

Baaders Nichte - unverjährt! - 
wird von Immelmann verehrt.

 

Nicht auf die bekannte Weise, 
sondern auf die stille, leise:

 

Täglich schickt er ihr als Gruß 
einen Topf mit Pflaumenmus,

 

welchen sie dann umgekehrt 
ihm zuliebe klaglos leert...

 

Ach, so mancher Baum im Garten 
steht nur noch dank solcher zarten

 

Zugeneigtheit in Verbindung 
mit solch hehrer Überwindung!

 

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Der Drachen

 

Immelmann lässt, um zu zeigen 
nicht gleich jedem, was er tut, 
heimlich einen Drachen steigen 
(Denn nicht jeder will ihm gut.).

 

Auch der Wind will mit ihm raufen 
und entreißt ihm seinen Hut, 
kaum dass er beginnt zu laufen 
mit dem Drachen wie ein Kind.

 

Ohne einmal zu verschnaufen, 
folgt er beiden wie der Wind 
über Wiesen, über Felder - 
Und so sieht ihn jedes Rind!

 

Seither liebt er mehr die Wälder, 
wo er ohne Arg und List 
(nur ein Häher spielt Vermelder) 
Kind und seinesgleichen ist.

 

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Immelmanns Erscheinung

 

Immelmann erschien ein Engel, 
der an einen Blumenstengel

 

hingelehnt im hohen Gras 
groß wie eine Mücke saß.

 

Immelmann, wohl in der Meinung, 
dass unmöglich die Erscheinung,

 

ist an ihm vorbeispaziert 
und hat sich im Wald verirrt...

 

Dass nicht Gleiches widerfährt 
dir, fühl künftig dich bekehrt!

 

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Immelmanns Sirenen

 

Immelmann läutet die Glocken 
als Willkommensgruß für Schmocken,

 

der nach langer Forschungsreise 
heimkehrt aus polarem Eise.

 

Baader zieht es bei dem Klange 
in das Land der Bumerange

 

und wird, als er heimgekehrt, 
auf dieselbe Art geehrt...

 

Spürst du hier ein fernes Sehnen, 
hörst du Immelmanns Sirenen.

 

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Der Stein der Weisen

 

Immelmann und Baader reisen 
zum berühmten Stein der Weisen.

 

Angekommen bei dem Brocken, 
können nichts sie ihm entlocken.

 

Was auch immer sie versuchen - 
Er bleibt stumm wie Marmorkuchen.

 

"Baader", sagt Freund Immelmann 
schließlich "bitte, fass mal an!"

 

Mühsam mit nach Haus genommen, 
ist der Stein zu Schmock gekommen.

 

Und von dort? - Wer solche Fragen 
stellt, muss ihn als nächster tragen!

 

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Der entzogene Baader

 

Baader zieht es zu den Dingen, 
die von innen her erklingen.

 

"Diese Zeilen", etwa spricht 
er (von innen) "klingen nicht!"

 

Woraufhin, damit er irrt, 
er dem Vers entzogen wird...

 

Außen vor, der Kritikaster, 
frönt er einem andern Laster! -

 

Doch das kümmert mich nicht mehr, 
denn ich bin kein Kritiker.

 

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Meditativ

 

Schmock steht stumm an einem Fluss,
auf einem Bein, weil man das muss,

 

will man gemäß geheimer Lehre 
das andere von aller Schwere

 

des Daseins und der Last befrein, 
nie vollkommen es selbst zu sein...

 

Freund Immelmann, in Büßerjacke, 
sitzt fromm dabei - auf einer Backe.

 

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Schmock geht wählen

 

Schmock entscheidet sich im Falle 
einer Wahl diskret für alle:

 

Jedem malt er hin ein Kreuz, 
einschließlich Schmidthuber-Deutz

 

("Denn", so denkt er sich, "man kann 
sicher sein, das freut den Mann,

 

der wie jeder Kandidat 
nur ein Kreuzchen sich erbat.").

 

Die Bescheidenheit zu loben, 
wählt Schmock wie beschrieben oben:

 

Macht ein Kreuz und noch eins und 
malt sie auch ein wenig bunt

 

(dass im neuen Parlament 
jeder Farbe gleich bekennt). --

 

Selbstbewusst entschreitet Schmock 
nach der Wahl im Sonntagsrock,

 

wissend, dass die Prozedur 
staatserhaltend wirkt... Eins nur

 

findet er nicht gar so gut: 
Dass gemäß dem Wahlstatut,

 

geht es an das Kreuzezählen, 
stets die seinen - fünfzehn! - fehlen.

 

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Immelmanns Grille

 

Immelmann fühlt sich gestört, 
dringt man in ihn, weil er hört.

 

Unerträglich ist ihm alles, 
was nur da aufgrund des Schalles.

 

So ersinnt er ein Produkt, 
das, was immer er hört, schluckt:

 

einen Kasten aus Metall - 
groß genug für jeden Knall!

 

Dorthinein wird flugs verfrachtet, 
was ihm nach den Ohren trachtet:

 

Hundebellen, Fliegensummen - 
alles muss darin verstummen.

 

Selbst das Heulen der Motoren 
klingt darin nur fern verloren,

 

denn auf klug erdachte Weise 
macht der Kasten nichts - nur leise!

 

Immelmann, nicht mehr gestört, 
sitzt davor und hört betört

 

auf das Zirpen seiner Grille - 
Sie verschafft ihm wahre Stille.

 

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Der bewiesene Schmock

 

Schmock betätigt sich, sein Brot 
zu verdienen, als Bonmot.

 

Nach Entrichtung der Gebühr 
tritt als solches er herfür.

 

Beispielsweise aus dem Mund 
von Abteilungsleiter Kundt,

 

der, indem er Schmocken speist, 
Witz und (einen) Geist beweist.

 

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Die wahrhaft tiefen Dinge

 

"In Ermanglung eines An- 
liegens", schreibt an Immelmann 
ein dazu befugtes Amt 
"senden wir dies kurze Schreiben 
(Antwort liegt schon im Archiv)."

 

Immelmann entliest dem Brief 
jenes höhere Verständnis 
für die wahrhaft tiefen Dinge 
und nimmt dankbar ihn zur Kenntnis.

 

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Der Freundschaftsbeweis

 

Baader, Schmock und Immelmann 
treffen sich in Kurdistan.

 

Der Zufall hat sie hergeführt 
und alle Drei sind tief gerührt.

 

Denn dass man sich per Zufall findet 
in Kurdistan -- Das hebt und bindet

 

und ist, wie jeder sogleich weiß, 
der Freundschaft sicherer Beweis.

 

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Die Bar

 

Schmock und Immelmann betreten 
(ohne Baader) eine Bar 
mit zwei Butterbrotpaketen. 
Draußen ist es Februar.

 

Drinnen steht die Geiß am Tresen, 
zapft zwei Gläser Doppelbock. 
Weiter ist nichts mehr gewesen
mit Freund Immelmann und Schmock.

 

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Die neue Welt

 

(ein zusammenhängendes Geschehen)

 

Schmock erdenkt sich eine Welt, 
die ihm rundherum gefällt:

 

Keiner schießt dort einen tot, 
und auch sonst herrscht keine Not.

 

Denn er hat sie so erdacht, 
dass sie ihm nur Freude macht.

 

Immelmann, von dieser Welt, 
hat sie gleich per Post bestellt ...

 

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Bei der Post

 

Bei der Post hat man Bedenken, 
ihm die Welt ins Haus zu lenken.

 

Denn es würden für dergleichen 
die Bestimmungen nicht reichen:

 

Ihre Welt, in Wechselschichten, 
ginge einzig nach Gewichten,

 

auch nach Größe und der Zahl, 
kurz - man sende nicht global.

 

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Die Zahl

 

Immelmann, um zu obsiegen, 
lässt die Welt von Schmocken wiegen.

 

Und er bittet, sie zu messen 
(und die Zahl nicht zu vergessen!).

 

Andernfalls, soviel er wisse, 
türmten sich die Hindernisse...

 

Schmocken rechnet alles aus 
und macht eine Summe draus.

 

Diese lautet hundertacht, 
und auch sie ist nur erdacht.

 

Telegraphisch übersandt, 
hängt der Freund sie an die Wand -

 

und wann immer´s ihm gefällt, 
denkt er sich in ihr die Welt.

 

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Der ungläubige Baader

 

Baader hört von dem Geschehen 
und begehrt, die Welt zu sehen:

 

Sei sie nur imaginär, 
gebe sie für ihn nichts her!

 

Nur was sich zusammenschrauben 
lasse, könne er auch glauben

 

(Eine Schraube oder Mutter 
reiche seinem Geist als Futter).

 

Immelmann, sich zu entlasten, 
schenkt ihm einen Weltbaukasten ...

 

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Der Weltbaukasten

 

Dieser ist so konstruiert, 
dass, wenn er geöffnet wird,

 

brauchst du nur zusammensetzen, 
was darin an Häusern, Plätzen,

 

Gärten, Flüssen, Wiesen, Auen 
(auch die Alpen sind zu schauen),

 

vorgestanzt in seinen Teilen, 
neben Hämmern, Sägen, Feilen

 

und (das Ganze wird vernietet 
und an Ameisen vermietet,

 

auch an Riesengonokkoken - 
um die Menschen anzulocken)

 

einem großen, langen Nagel 
(Blitze gibt es dort und Hagel,

 

Wüsten, Wasser, alle Wetter 
- und bisweilen einen Retter,

 

der, weil dieses ihm begegnet, 
alles unablässig segnet -,

 

Frühling, Sommer, Herbst und Winter 
- mir wird immer labyrinther -,

 

ganz zum Schluss dann auch ein Ende, 
das gelegt in deine Hände),

 

werkgetreu und nummeriert 
(dass bloß nichts verwechselt wird!),

 

wunderbar enthalten ist 
für den Weltenhobbyist ...

 

Baader - dass man es nicht glaube! - 
sucht im Kasten nur die Schraube ...

 

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Die Schraube

 

Als er sie gefunden hat, 
fühlt er geistig sich sehr matt.

 

Seinen Geist neu anzuregen 
und gymnastisch zu bewegen,

 

denkt anhand der Schraube er 
sich versuchsweise ans Meer...

 

Da das Meer ihn nicht verschlungen, 
ist ihm dieses wohl gelungen

 

(abgesehen von den Kuttern - 
Die erinnern ihn an Muttern!).

 

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Der Welten Lauf

 

Baader baut am Meeresstrand 
eine neue Welt - aus Sand.

 

Dreimal muss er sie errichten, 
dreimal Sand- auf Sandkorn schichten,

 

bis sie sich im Lote hält. 
Dann umgibt er seine Welt

 

mit dem gleichen stolzen Graben, 
wie die Sandburgen ihn haben,

 

setzt ein Fähnchen oben drauf 
und lässt seiner Welt den Lauf ...

 

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Die Sandbank

 

Anderntags, weil nichts es hemmt, 
hat das Meer sie weggeschwemmt.

 

Nur noch eine kleine Delle 
in der Sandbank zeigt die Stelle,

 

wo sich seine Welt befand, 
ehe sie im Meer verschwand...

 

Baader mag das Meer nicht loben, 
doch auch nicht wie dieses toben,

 

und so hat er nur bedrückt 
jene Bank vom Meer gerückt.

 

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Die Meerschaumfriedenspfeife

 

Darauf sieht man ihn dann sitzen 
und an einem Holzstück schnitzen,

 

welches, weil es mit ihm fühlt, 
sanft das Meer ihm hingespült...

 

Baader, innerlich noch grollend, 
doch zugleich auch Frieden wollend,

 

schnitzt - und zeigt uns seine Reife - 
eine Meerschaumfriedenspfeife.

 

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Im Mittelmeer

 

Im Mittelmeer kreiert ein Krak 
den Mittwoch (sic!) als Feiertag.

 

An diesem Tag ist es verboten, 
mit mehr als fünfundzwanzig Knoten

 

das Mittelmeer rein zum Vergnügen, 
sprich: ohne Würde, zu durchpflügen.

 

Auch wer die andern dadurch stört, 
indem er zu laut Rundfunk hört,

 

in einen Angelhaken beißt 
und seinen Nachbarn "Fischkopp!" heißt,

 

verletzt die Mittwochsruhepflicht 
und kommt vors Mittelmeergericht...

 

Bedenke dies, wenn du dort schwimmst, 
dass du dich ordentlich benimmst!

 

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Baaders Benimm

 

Baader, um sich zu benehmen 
(denn es träfe ihn sehr hart, 
würden Krabben ihn beschämen), 
schwimmt auf die besagte Art:

 

Beißt in keinen Angelhaken, 
macht auch nirgends einen Knoten 
in den vielarmigen Kraken 
und erzählt ihm keine Zoten...

 

Und so scheidet er als einer, 
der berühmt für sein Beschwimm 
(Dieses steht im Meer in feiner 
Unterscheidung für Benimm).